Wir schließen uns dem 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung an, der den Stellenwert politischer Bildung explizit hervorhebt. Er fordert die Stärkung einer nachhaltigen politischen Bildung, die in die Alltagspraxis, der Jugendlichen, ihren Medienalltag, ihre Lebenslagen und entsprechenden Institutionen eingebunden ist. Angesichts der Entwicklungen in Deutschland, durch die das System der repräsentativen Demokratie zunehmend in Frage gestellt wird, ist die schulische und außerschulische politische Bildung und demokratische Erziehung mehr denn je gefragt.
Partizipation ist eines der Grundprinzipien in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und ihr wesentliches Potential für die politische Bildung. Gerade junge Menschen sollen die Chance haben und bekommen, sich eine Meinung zu bilden, sich einzubringen und Demokratie zu ihrem Thema zu machen. Es braucht Methoden und Projekte, deren Ziel es sein muss, junge Menschen zu stärken, ihnen Orientierung zu geben und sie in ihrer Entwicklung zu selbstbestimmten, demokratisch und verantwortungsbewusst handelnden Bürger zu befähigen. Um die sozialen Kompetenzen der jungen Menschen zu stärken, ist es besonders wichtig sie in den politischen Diskurs einzubinden, ihre Meinungen und Positionen zu hören und ihnen das Vertrauen zu schenken, damit sie politische Prozesse mitgestalten können.
In diesem Zusammenhang gewinnt politische Bildung wieder an Bedeutung, um entsprechend Wissen über die politischen Strukturen unseres Gemeinwesens und Kenntnisse über die Wege politischer Entscheidungen in einer parlamentarischen Demokratie zu vermitteln. Weiterhin soll es darum gehen an den Interessen, Erfahrungen und den Lebenswelten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen anzuknüpfen und ihnen Möglichkeiten aufzeigen sich selbst zu Wort zu melden und sich in das gesellschaftliche und politische Geschehen einzumischen. Der Partnerschaft für Demokratie Bayreuth ist es ein Anliegen jungen Menschen Plattformen zu schaffen, in denen sie sich erproben, Ausdrucksmöglichkeiten finden und sich in Kooperation mit anderen engagieren können. Demokratie lernen heißt Demokratie leben.
Jugendliche, die bereits früh in politische Entscheidungen einbezogen und ernst genommen werden, erleben Politik als positives Handlungsfeld. Durch die Beschäftigung mit jugendpolitischen Themen und das Erfahren von Selbstwirksamkeit werden junge Menschen auch für kommunal- und übergeordnete politische Themen sensibilisiert. Ziel soll sein, nicht nur über Wissensvermittlung, sondern auch über Projektarbeit, die demokratischen Regulationsmechanismen in unserer Gesellschaft zu erhöhen und eine demokratische Grundhaltung und Werteorientierung bei möglichst vielen Jugendlichen zu stärken.
Außerschulische Jugendbildung ist wichtig, damit Jugendliche und junge Erwachsene lernen, sich mit Macht und Herrschaft kritisch auseinanderzusetzen und ein politisches Bewusstsein entwickeln können. Theoretische Wissensvermittlung ist nicht ausreichend, Jugendliche müssen praktisch und außerschulisch erfahren, was gesellschaftliche Partizipation bedeutet. Demzufolge sollten die schulischen und außerschulischen Akteure miteinander kooperieren, um die jungen Menschen dabei zu unterstützen, demokratische Handlungskompetenzen zu erwerben und praktisch zu erproben. Jugendliche sollten sich ohne (Noten) Druck ausprobieren, sie sollten selbst gestalten und mit unterschiedlichen Akteuren kooperieren. Sie lernen dadurch, dass ihr Engagement Wirkung erzielt und erfahren damit Anerkennung. Um politisch wirkungsvoll tätig zu werden bzw. zu sein braucht es auf unterschiedlichen Ebenen einen/eine Kompetenzerwerb bzw. –stärkung. Genannt seien hier die Stärkung des Subjekts und Voraussetzungen, wie zum Beispiel:
- Fachwissen, denn die Themen und Verflechtungen sind zu groß
- Wissen über die politischen Strukturen unseres Gemeinwesens und Kenntnisse über die Wege politischer Entscheidungen in einer parlamentarischen Demokratie
- einen Willen zur Einmischung
- Kooperationskompetenzen
- Kontinuitätskompetenzen
- Kommunikations- und Aushandlungsgeschick
- Frustrationstoleranzen aber auch Erfolgserlebnisse
- Soziale Kompetenzen
- Orientierungsmöglichkeiten an Vorbildern von liberalen, pluralen, freiheitlich-demokratischen und sozialen Werten
- Orte der Begegnung und der Gestaltung von Möglichkeiten
- Orte des Dialogs und der Austauschprozesse
- Orte der Entwicklung von kulturellen, ästhetischen Ausdrucksweisen
- Das positive Erleben von Toleranz, Pluralität, Diversität
Wir möchten gezielt Projekte fördern, die die politische Bildung junger Menschen auf möglichst vielen Ebenen erreicht. Dabei stehen zwei Dimensionen im Vordergrund: Stärkung des Subjekts, im oben beschriebenen Sinn und Förderung der Partizipation in und mit außerschulischen Organisationen, insbesondere
- Projekte, die den Weg zwischen der politischen Klasse und den Jugendlichen verkürzen
- Projekte, die unmittelbare politische Mitbestimmung und Teilhabe fördern
- Projekte, die mit und in (offenen) Organisationen der außerschulischen nonformalen Bildung mikropolitische Prozesse aufzeigen, in dem sie Rollen- Autoritäts- und Kommunikationsstrukturen entwickeln, aufzeigen, Machtgewinnungsprozesse bzw. Koalitionsbildungsprozesse spiegeln und trainieren und dadurch die Mitbestimmung junger Menschen in Organisationen zugänglich macht und erleichtert
- Projekte, die kollektives Handeln im Sinne tagtäglicher Politik, in oder ohne Organisationen durchführt
- Projekte mit Kindern und Jugendlichen, in denen die Übernahme von Verantwortung, Empathie, Solidarität und Anteilnahme entwickelt werden und die die Übernahme bürgerschaftlichen oder zivilgesellschaftlichen Engagements fördern und Formen freiwilligen und sozialen Handelns für Andere fördern